Der Leporello und seine Möglichkeiten

27.09.2021 - Produkt/Print

Für manche auf den ersten Blick ein alter Hut aber bei genauer Betrachtung entfaltet der Leporello nicht nur sprachlich seine Vielseitigkeit. Die Technik richtigerweise als Leporellofalz oder Zickzackfalz bezeichnet entsteht, wenn man den Druckbogen abwechselnd in entgegengesetzter Richtung falzt.  Wir zeigen, dass ein Leporello mehr ist, als ein einfaches Faltblatt und durch kreativen Einsatz ein beachtliches Druckprodukt werden kann.

Lassen Sie sich inspirieren!

Alik ABDUKAYUMOV - Don Giovanni - LEPORELLO

Quelle: Mennicken-PR

Namensherkunft

Der Name Leporello geht auf Mozarts Opernfigur Leporello zurück, den Diener des Frauenhelden Don Giovanni (Don Juan), der für seinen Herrn eine Liste all seiner Amouren führt. Da diese Liste sehr umfangreich ist und sich ständig erweitert, muss er immer wieder Blätter anfügen. Um es stets bei sich führen zu können, faltet Leporello das ganze Kunstwerk ziehharmonikaartig zusammen. Nach der Aufführungstradition entfaltet Leporello diese Liste effektvoll auf der Bühne.

Heute wie damals

Der Leporello der "Spielzeit 21/22" des Thalia Theater soll ausdrücken, was uns die letzten Monate bewegte: Der harte Lockdown für die schaffende Kulturszene, die Vielzahl an Darstellern, die nicht darstellen durften, den langen Atem aber auch die vielen Möglichkeiten. Und genau das haben sie in einem 3 Meter langen Leporello ausgedrückt, der in die Spielzeitbroschüre eingearbeitet wurde. Eine großartige Idee, umgesetzt in feiner Handarbeit mit ganz viel emotionaler Wirkung.

Die Schönheit liegt in der Schlichtheit

Der Leporellofalz kann als variabler Zickzackfalz oder als Variante im Parallelfalz umgesetzt werden.

Der klassische Leporello (Zickzackfalz): Der Leporellofalz ist eine Form des Parallelfalz. Mindestens zwei bis je nach Material, Format und Technik umsetzbar viele Teile des Falzbogens werden in wechselnder Richtungen gefalzt. Die sich daraus ergebende zickzackartige Falzung begründet den Namen.

Der Parallel-Zickzackfalz: Hierbei handelt es sich um einen Kombifalz aus Parallelfalz und Zickzackfalz. Bei zwei parallelen Falzungen spricht man von einem Zweibruch-Leporellofalz. Ein Dreibruch-Leporello-Zweibruch-Parallelfalz ist ebenso möglich und ergibt 32 Seiten.

Der Schweizerfalz: Bei dieser Variante des Leporellofalzes haben die ersten beiden Falzungen keinen Richtungswechsel. Zusammengefaltet umschließen Vorder- und Rückseite die zickzackgefalteten restlichen Seiten wie bei einem Zweibruch-Wickelfalz.

Der Treppenfalz: Dieser Falz ist eine Sonderform des Zickzackfalzes. Hier werden die gefalzten Seiten stufenweise verkürzt und eine Art Register entsteht. Wie steil die Stufen zulaufen und ob sie mittig, rechts- oder linksbündig angeordnet werden, kann man individuell festlegen. Die Falzart mit links und rechts angeordneten Stufen bezeichnet man als Pyramidenfalz.

Die Stärken des Leporello

Die Besonderheit dieses "Faltbuches" liegt in der fließenden Erzählmöglichkeit und der praktikablen Handhabung. Im Alltag findet sich die Zickzackfalztechnik daher häufig in Programmen von Theater-, Konzert- oder Schauspielbühnen wieder. Auch Land-, Stadt- und Seekarten werden in dieser Falztechnik umgesetzt. Dank des Zickzackfalzes kann die Luft zwischen den Seiten gut entweichen und verhindert, dass sich der Leporello aufplustert und Quetschfalten bildet, wie es bei anderen Falztechniken der Fall ist.

 

Was sollte man beachten?

  • Die Grammatur - auch wenn man gern dazu neigt, eine höhere Grammatur zu wählen, lässt sich der Zickzackfalz besser bis zu einer Grammatur von 170 gm² verarbeiten. Hat der Leporello nur wenige Seiten kann man auch eine höhere Grammatur wählen und rillt entsprechend vor.
  • Die Seitenzahl - Druckt man auf der Rolle, beschränkt sich der Umfang lediglich im Höhenmaß. Oft handelt es sich aber eher um hochwertige Umsetzungen in kleinen und mittleren Auflagen und hier setzt "eigentlich" das Bogenformat 75 x 105 cm die Grenze. Da es aber die händischen Verarbeitungsmöglichkeiten gibt, werden bei umfangreichen Leporelli einfach mehrere Bahnen aneinander geklebt. Einfach ist das meistens nicht und erfordert eine hohe Aufmerksamkeit und erfahrene Verarbeitungshände.

 

 

Postkartenleporello aus 100% Recyclingpapier

"Ich schätze die Herausforderungen unserer Kunden - besonders wenn ihre Ideen in der Umsetzung technisch betrachtet an die Grenze des Machbaren stoßen. Nur solche Ideen bringen uns dazu, schwierigste Verarbeitungen auszutesten."

(Andres Joost, Industriebuchbindermeister & Produktionsleiter)

Hier zeigt sich ein klassischer Leporello mit verkürzten mittig angeordneten Stufen. Bekannt auch als Pyramidenfalz sorgen die abgestuften Treppen für ein auffälliges Erscheinungsbild und vermitteln dem Betrachter einen strukturierten Überblick aller Informationen.

Der Zweibruch-Leporello-Kreuzfalz ist sehr beliebt bei Programmheften. Handlich klein bietet er gleichzeitig die Vorzüge eines Plakates in aufgeklapptem Zustand.

Hier wurde der Leporello an der oberen Kante schräg abgestuft als Register gestanzt. Eine einfache Technik mit strukturierter Wirkung. Perfekt, wenn man einen Leporello übersichtlich gliedern möchte.