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30.10.2024 - Nachhaltigkeit
Die Europäische Entwaldungsverordnung (European Union Deforestation Regulation, kurz EUDR) ist eine gesetzliche Maßnahme der EU, die darauf abzielt, globale Entwaldung durch die Regulierung von Lieferketten zu verhindern. Diese Verordnung soll gewährleisten, dass keine Produkte, die mit Entwaldung in Verbindung stehen, auf den EU-Markt gelangen. 2023 verabschiedet, zählt die EUDR zu den bislang stärksten Bemühungen der EU, gegen Entwaldung und für den Schutz der Biodiversität einzutreten.
Wir von Langebartels+Jürgens sehen die EUDR als Gamechanger, der den Einsatz und Verbrauch unseres Werkstoffs Papier ins rechte Licht rückt und mit der wir uns nach der Umsetzung gegen die vielen unsachlichen Angriffe der letzten Monate wehren können. Wir haben jedoch auch großen Respekt vor den Aufgaben, die die Papierindustrie damit haben wird und wissen, dass Anforderungen branchenspezifischer werden müssen.
Die EUDR fokussiert sich auf die Entwaldung, die durch den Anbau und die Produktion von Rohstoffen wie Soja, Palmöl, Rindfleisch, Kaffee und Holz verursacht wird. Unternehmen, die solche Rohstoffe oder daraus abgeleitete Produkte auf den EU-Markt bringen, müssen sicherstellen, dass diese „entwaldungsfrei“ sind. Das bedeutet, dass die Produkte und ihre Rohstoffe nicht von Flächen stammen dürfen, die nach dem 31. Dezember 2020 durch Abholzung oder Waldzerstörung geschädigt wurden. Die EUDR umfasst dabei nicht nur Primärwälder, sondern alle Wälder, die durch menschliche Eingriffe beeinflusst oder zerstört wurden.
Die Entwaldung und Degradierung von Wäldern ist für ca. 10-15 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich – ein erheblicher Faktor für den Klimawandel. Die EUDR greift hier ein, indem sie sicherstellt, dass auf den europäischen Markt gelangende Rohstoffe und Produkte weder zur Entwaldung noch zur Zerstörung von wertvollen Ökosystemen beitragen. Sie ist ein Signal an Unternehmen weltweit, ihre Lieferketten transparenter und umweltfreundlicher zu gestalten, was wiederum einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels und zum Schutz der Biodiversität leistet.
Die kürzlich verkündete Verschiebung der Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) auf Dezember 2025 – und für kleine Unternehmen sogar bis Juni 2026 – bietet Unternehmen mehr Zeit zur Anpassung. Doch die verlängerte Frist birgt auch Risiken: Laut Umweltschützer:innen könnte sie dazu führen, dass noch mehr Waldflächen abgeholzt werden, da der Druck, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, gemindert ist. Eine längere Vorbereitungszeit gibt jedoch den Unternehmen die Möglichkeit, ihre Lieferketten anzupassen und den Anforderungen gerecht zu werden. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können von dieser Verlängerung profitieren, da sie mehr Zeit erhalten, um die neuen Auflagen zu erfüllen und die nötigen Nachweise zu beschaffen.
Die Diskussion um die Verschiebung der Frist zeigt auch, dass die Umsetzung der EUDR eine komplexe Herausforderung darstellt, die für viele Branchen weitreichende Anpassungen erfordert. Viele Unternehmen müssen ihre Beschaffung neu überdenken und verlässliche Nachweise für die Herkunft ihrer Materialien einführen.
Die Druck- und Papierindustrie ist zwar indirekt, aber dennoch spürbar von der EUDR betroffen. Besonders die Beschaffung von Papier, das auf dem europäischen Markt verarbeitet und verkauft wird, steht hier im Fokus. Druckunternehmen und Verlage müssen sicherstellen, dass ihr Holz und Papier aus nachhaltigen Quellen stammt, die den strengen Anforderungen der EUDR entsprechen. Diese Verordnung wird Druckunternehmen vor neue Herausforderungen stellen, da sie die Herkunftsnachweise für alle verwendeten Materialien liefern müssen, um die Transparenz über die gesamte Lieferkette hinweg sicherzustellen.
Druckereien, Verlage und andere Unternehmen der Druckbranche haben die Möglichkeit, durch die Einhaltung der EUDR-Richtlinien ihre Nachhaltigkeitsstandards zu erhöhen. Die Bereitstellung entwaldungsfreier Druckprodukte kann dabei nicht nur zur Einhaltung gesetzlicher Vorgaben beitragen, sondern auch das Vertrauen der Kunden stärken, die zunehmend Wert auf umweltfreundliche und nachhaltige Produkte legen.
Unternehmen sollten die Zeit bis zur endgültigen Umsetzung der EUDR nutzen, um sich umfassend über die Anforderungen zu informieren, geeignete Maßnahmen zu ergreifen und ihre Lieferketten zukunftssicher zu gestalten. Dazu gehört die enge Zusammenarbeit mit zertifizierten Lieferanten und die Einführung von Verfahren, die eine transparente und nachvollziehbare Dokumentation der gesamten Produktionskette gewährleisten.
Eine wichtige Initiative in der Druckbranche ist der Einsatz von zertifizierten Rohstoffen, die nachweislich aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammen. Zertifikate wie FSC (Forest Stewardship Council), PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification) und Blauer Engel spielen eine entscheidende Rolle, um die Anforderungen der EUDR zu erfüllen und entwaldungsfreie Produkte zu garantieren. Diese Zertifikate ermöglichen Unternehmen eine bessere Rückverfolgbarkeit und helfen, nachhaltige Lieferketten zu stärken.
"Die EU-Entwaldungsverordnung kann dazu beitragen,
globale Entwaldung einzudämmen und den Einsatz von
zertifizierten Rohstoffen in der Branche zu stärken.“
Die EUDR ist nicht nur eine Verordnung – sie ist ein Weckruf, ein Gamechanger. Sie zeigt, wie eng unser Konsumverhalten und die Nutzung von Ressourcen mit dem Zustand unseres Planeten verknüpft sind. Für die Papierindustrie, die Druckbranche – Unternehmen wie uns von Langebartels+Jürgens – bedeutet das: Rethink! Weg vom Frischfaserpapier, hin zu nachhaltigeren Lösungen wie Recyclingpapier.
Diese Verordnung ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, und sie ist erst der Anfang. Gemeinsam können wir sicherstellen, dass unsere Wälder geschützt bleiben und nachhaltige Alternativen immer mehr genutzt werden. Denn: Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Pflicht – sie ist eine Chance, unsere Zukunft aktiv zu gestalten.