Brillant drucken auf Recycling-papier

21.07.2024 – Nachhaltigkeit

Recycling spielt eine entscheidende Rolle in den Nachhaltigkeitsstrategien moderner Unternehmen. Umweltorientierte Unternehmen legen großen Wert auf Nachhaltigkeit in allen Bereichen ihrer Geschäftstätigkeit, einschließlich der internen und externen Kommunikation. Der Einsatz von Recyclingpapier ist dabei eine wichtige Maßnahme, die neben der Reduzierung der Umweltbelastung, der Energieeinsparung in der Herstellung, der Verringerung des Abfallaufkommens und der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen auch der Stärkung des Unternehmensimages dient. Es sendet ein starkes Signal an Kunden, Partner und Mitarbeitende, dass das Unternehmen seine Verantwortung für die Umwelt ernst nimmt. Immer wieder aber gibt es dabei in der Planung einer Drucksache den Konflikt zwischen einer gewünschten hochwertigen Farbwiedergabe und der durch den Altpapiereinsatz minderwertigen Oberfläche des Materials. Besonders hinderlich ist dabei die bisher nur eingeschränkt mögliche Vorhersage des späteren Druckergebnisses. Marketingverantwortliche setzen deshalb oft ohne weitere Prüfung auf den Einsatz von Frischfaserpapier.

Wir von Langebartels+Jürgens, der Hamburger Umwelt- und Qualitätsdruckerei, möchten den Einsatz von Recyclingpapier in der grafischen Industrie steigern und fördern, nicht nur in unserem Unternehmen!

Beim Offsetdruck auf Recyclingpapier ergeben sich spezifische Herausforderungen, die primär auf die Beschaffenheit des Recyclingmaterials zurückzuführen sind. Diese Herausforderungen können den Druckprozess beeinflussen und erfordern spezielle Anpassungen und Überlegungen. Für unser Projekt „Brillant drucken auf Recyclingpapier“ haben wir innerhalb eines Jahres vier Projektschritte durchgeführt, deren Ergebnisse wir auf unserer Webseite jedem zur Verfügung stellen. Weiterführende Details dazu geben wir Ihnen gern auf Nachfrage.

Brillant drucken KosmetikBrillant heißt auch, genau den benötigten Farbumfang
Brillant heißt auch, dunkle Motive mit Zeichnung
Brillant heißt auch, Mode drucken wie geprooft

Natürlich brillant drucken

 

Volle Farbkraft, kontrolliertes Ergebnis.

 

Unsere vier Projektschritte:

1. Sammeln aller Papiere und sortierbar einpflegen in das Umwelt-Papierarchiv

2. Einteilen der Recyclingpapiere in fünf Papierklassen

3. Andrucken und Profilieren der fünf Papierklassen

4. Erstellen von Proofprofilen, eines für jede Papierklasse

1. Sammeln aller Papiere und sortierbar einpflegen in das Umweltpapierarchiv

Umweltpapiere haben einen unterschiedlich hohen Altpapieranteil. Wir haben uns bei unserer Arbeit auf die Papiere beschränkt, die vollständig, zu 100 % aus Altpapier bestehen. Zudem haben wir nur grafische Papiere aufgenommen, die als Formatware auch kurzfristig erhältlich sind, also beispielsweise keine Kopierpapiere und keine, die nur als Rollen geliefert werden können. Neben vielen farbigen Papieren sind in Deutschland etwa 50 weiße grafische Papiere für die verschiedenen Druckverfahren erhältlich, damit gibt es ein Angebot für jeden Bedarf mit guter, kurzfristiger Verfügbarkeit. In unserem Umwelt-Papierarchiv haben wir neben dem Produktnamen und dem Händler auch die Kurzbeschreibung des Herstellers, die verfügbaren Grammaturen, die Weiße (gemessen in CIE), die jeweiligen Umweltzeichen und die fünf LJ-Recycling-Papierklassen aufgenommen. Schnell und direkt kann über das Archiv beim jeweiligen Großhändler Mustermaterial bestellt werden. Alle Werte können sortiert werden, zum Beispiel von besonders weiß nach grau, oder nach dem Angebot des bevorzugten Großhändlers.

Alle Papiere und Färbungen kontrollieren mit unserem Archiv, von LJ-recycling grey bis premium white, die Auswahl für jede Anwendung

2. Einteilen der Recyclingpapiere in fünf Papierklassen

Mit dem seit 2001 gültigen und 2016 überarbeiteten ProzessStandard Offsetdruck (PSO) wird die industrielle und standardisierte Produktion von der Datenerzeugung bis zum Druckergebnis qualitativ abgesichert. Aber es gibt für die vielen Papiere nur zwei Standards: einen für glatte (gestrichen = coated) und einen für raue (ungestrichen = uncoated) Oberflächen. Die Papiere mit recht gleichmäßigen matt- oder glänzend gestrichenen Oberflächen (Kunst- oder Bilderdruckpapiere) werden durch die aktuelle Norm PSOcoated v3 (auch Fogra 51) sehr gut abgebildet. Für die zahlreichen Papiere im ungestrichenen Bereich (Natur- bzw. Umweltpapiere) gibt es eine (nur eine) weitere Norm, die PSOuncoated v3 (auch Fogra 52). Sie ist sinnvollerweise ausgelegt auf die hochweißen, dem Kopierpapier ähnlichen Konsumqualitäten, die meistens eingesetzt werden. Darüber hinaus gibt es aber hunderte weitere Papiere mit verschiedenen Färbungen und Oberflächen, deren Farbwiedergabe mit dieser Norm nicht zufriedenstellend gesteuert und mit Farbproofs vorhergesagt werden kann, zum Beispiel die hochwertigen Imagepapiere. Auch Recyclingpapiere gehören dazu. Entsprechend dem Anspruch hilft dabei nur Andrucken und Profilieren des gewählten Materials, das aber ist aufwändig und zeitintensiv und wird deshalb selten gemacht. Genau diesen Schritt haben wir umgesetzt und verbessern damit die Druckqualität und die Vorhersehbarkeit signifikant!

Natürlich können nicht alle 50 Papiere angedruckt werden, zudem ändert sich die Zusammensetzung des Materials und deren Druckeigenschaft immer wieder. Wir haben deshalb alle Papiere nach ihrer Färbung und Oberfläche geprüft und in fünf Gruppen eingeteilt:

LJ-recycling grey uc

LJ-recycling natural uc

LJ-recycling white uc

LJ-recycling premium white uc

LJ-recycling special xc

Die meisten Papiere finden sich in den Gruppen natural und white wieder, in denen befinden sich auch die gestrichenen Bilderdruckqualitäten, die sich gut mit den ISO-/PSO-Profilen drucken lassen. Nur wenige finden sich in der Gruppe grey. In dieser Gruppe gibt es zudem ausschließlich dünne Materialien von 60–80 g/qm, gedacht als Broschüreninhalte. Wir wünschen uns, dass durch unsere Arbeit die Akzeptanz gräulicher Papiere steigt. Denn weißer wird der graue Rohstoff Altpapier nach dem Deinken (Druckfarbenentfernung) nur durch den Einsatz optischer Aufheller, Zusatzstoffe, die ein Papier weißer, oft bläulich-weißer aussehen lassen. Der Blaue Engel hat für zertifizierte Materialien deshalb erstmals eine Obergrenze von 135 CIE festgelegt.

3. Andrucken und Profilieren der fünf Papierklassen

Für die Profilierung eines Papiers wird es mit den verschiedenen Messcharts angedruckt und im noch nassen und später im trockenen Zustand vermessen. Wir haben dabei zusätzlich ermittelt, wie viel Farbe jedes der getesteten Materialien aufnehmen kann. Mehr Farbe bringt mehr Farbumfang, aber auch die Trocknung muss berücksichtigt werden. Diese Auswertungen sind die Basis, um über ein DeviceLink-Profil Daten von einem Farbraum in einen anderen zu wandeln, beispielsweise von Coated-Daten zu einem Recycling-Proofprofil.

Visueller und gemessener Abgleich von Proof und Druckergebnis
Duckergebnis wie im Proof versprochen
rechte Seite mit eingearbeiteter Naturpapieroberfläche

 4. Erstellen von Proofprofilen, eines für jede Papierklasse

Die Königsdisziplin – sichere Vorhersage mit schnellen Farbproofs
Power is nothing without control! Ohne präzise Proofvorhersagen sind Versprechungen, die rund um den Druck auf Recyclingpapieren gemacht werden, wie “Naturplus”, “von coated nicht zu unterscheiden”, oder “Farbkraft auf Naturpapier” bedeutungslos. Sie möchten nicht bunt, kräftig oder farbgewaltig drucken, sondern Ihre Vorlagen sicher und bestmöglich übertragen bekommen.

Auch bei den Recyclingpapieren gibt es gestrichene Oberflächen, einige kommen denen der herkömmlichen Papiere sehr nah und können problemlos mit dem Farbprofil PSOcoated v3 geprooft werden. Wir empfehlen nach einer Prüfung des Farbortes dafür auch gern die alte Norm PSOcoated v2, deren Weiß weniger optisch aufgehellt bläulich-weiß ist. Für die nur leicht gestrichenen Oberflächen vieler Recyclingpapiere haben wir diese beiden Normen mit unserer Norm LJ-Recycling special xc etwas verfeinert.

Alle ungestrichenen Oberflächen verlieren Farbumfang gegenüber den in der Papierherstellung mit Streichfarbe versehenen, glatt gestrichenen Papieren. Durch die rauere Oberfläche dringen die Farben stärker in das Papier ein. Das führt zu einer weniger intensiven Farbwiedergabe. Glatte und dichte Oberflächen reflektieren das Licht gleichmäßiger als raue, das erhöht die wahrgenommene Farbsättigung und Brillanz. Der Vollständigkeit halber, bei Druckverfahren wie UV-Offset oder dem tonerbasierten Digitaldruck wird statt konventioneller eine UV-härtende Farbe eingesetzt. Das langsame Trocknen wird durch das schnelle Härten durch angeregte Fotoinitiatoren ersetzt. Die Kunststoff-Farbschicht liegt auf den Papierporen, ein Pluspunkt für die Farbwiedergabe, viele Minuspunkte gegen die Nachhaltigkeit.

Mit unseren fünf eigenen Recyclingpapier-Profilen verlassen wir den PSO. Deshalb können wir alle Möglichkeiten der Datenvorbereitung des Farbproofens und modernen Offsetdrucks vollumfänglich nutzen. Wegen seiner weltweiten Gültigkeit ist seine Zielscheibe etwas größer gehalten, in einem einzelnen Betrieb geht das viel präziser. So können wir im Druck etwas mehr Farbe anbieten, mehrere Papierfärbungen im Proof simulieren, die Dreivierteltöne behutsam öffnen und mit der Funktion „Rauschen“ die offenporigen Oberflächen darstellen.

Theoretisch wäre es möglich, diese Profile, wie jedes andere, unseren Kunden für die Inhouse-Bearbeitung zur Verfügung zu stellen, praktisch machen wir das auf Wunsch auch. In der Praxis hat sich gezeigt, dass es besser ist, wenn wir die Druckdaten, wie gehabt, in den bekannten PSO-Profilen erhalten. Ganz wichtig: wir arbeiten mit den PSOcoated-Profilen, um den Farbumfang nicht bereits im Vorwege zu beschneiden. PSOcoated ist unser Ziel, in allen Fällen drucken wir deutlich besser, als die sehr reduzierten PSOuncoated-Vorgaben. Dennoch gilt es in der Kommunikation deutlich zu sagen: Vorlage und Wunsch ist der Farbraum PSOcoated, liefern und präzise vorhersagen werden wir einen anderen, aber den bestmöglichen! Der Vollständigkeit halber: Oft ist es nicht gewünscht mit verbessernden Profilen zu arbeiten, zum Beispiel wenn Druckergebnisse über verschiedenen Druckereien gleich sein sollen. Das machen wir genau so gern, wie auch den Druck auf Materialien ohne Recyclinganteil.