Schöner drucken auf Recyclingpapier - Ein Beispiel

08.03.2022 - Technik/Print

 

Nachhaltige Printprodukte sind auf dem Vormarsch. Die Macher von #printproudmagz haben dieses Thema zur Titelstory der aktuellen Ausgabe gemacht. Schwerpunktmäßig beleuchten die Autoren Zusammenhänge, räumen mit Vorurteilen auf und zeigen mit der Umsetzung der Ausgabe, wie Printproduktionen eine ehrlich saubere Sache sein können. Langebartels+Jürgens hat das Magazin produziert und in einem Titelthema erklären wir, mit welchen Mitteln bessere Druckergebnisse erzielt werden können - auch wenn man auf 100% Altpapier druckt.

PrintProud Magazin Ausgabe 01_2022

"Mit unserer Arbeit an Recyclingpapieren nehmen wir Kunden die Unsicherheit, diese auch für anspruchsvolle Drucksachen zu verwenden."

(Textauszug Martin Lemcke im Interview mit dem Magazin Print Proud #2)

Umweltfreundliche Druckprodukte überzeugen

Mit der Kampagne #printproud vom Hamburger MedienSchiff BrRuno werden Medienmacher vorgestellt, die mit Leib und Seele und an und mit Printprodukten arbeiten. Printproud sind sie, weil sie wissen, dass Print weit mehr ist und sein kann als bedrucktes Papier. Das Magazin berichtet über die Faszination gedruckter Medien, über außergewöhnliche Konzepte und Produktionen, und mit jeder Ausgabe wird gleichzeitig aufgezeigt, wie vielfältig und innovativ Mediengestaltung sein kann.

Inhaltsstark und überzeugend in der Herstellung

Die aktuelle Ausgabe beleuchtet das Thema Nachhaltigkeit. Jürgen Zietlow vom UmDEX hinterfragt und berichtigt die 10 gängigen Mythen zum Thema Nachhaltige Printproduktion. Unter anderem erklärt Yvonne Pferrer, Deutschlands erfolgreichste WoMo-Reisebloggerin, im Interview, warum sie neben Instagram trotzdem auf das Medium Print gesetzt hat und einen 600 Seiten starken Reisebericht veröffentlichte.

Was macht die aktuelle Ausgabe nachhaltig und besonders?

  • Sie wurde nach den strengen Richtlinien des Blauen Engel DE-UZ195 für Printprodukte hergestellt.
  • Innerhalb der Ausgabe wurden drei unterschiedliche Recyclingpapiere, die zu 100 % aus Altpapier bestehen, verwendet.
  • Auflagenmengen und Umfänge wurden genau bemessen, um unnötige Mehrmengen an Papier und Exemplaren zu vermeiden.
  • Als Veredelung wurde eine aufwendige Stanzung im Magazintitel umgesetzt.
  • Die unvermeidbaren Emissionen, 1.242 kg CO² wurden mit ClimatePartner klimaneutral ausgeglichen. Unterstützt wurde das Kombiprojekt: Baumpflanzung Deutschland, Waldumbau und Emissionsausgleich.

Langebartels druckt über den Standard hinaus und macht Print nachhaltig wertvoll.

Das Technikteam rund um Martin Lemcke beschäftigt sich in regelmäßigen Abständen mit neuen Möglichkeiten, bessere Druckergebnisse zu erreichen und vor allem zuverlässige Vorhersagen durch farbverbindliche Proofs zu erreichen. Erfolgreiche Projekte wie "Finest Uncoated Printing" und "Coated Printing" haben immer gezeigt, dass es Kunden gibt, die dankbar sind für das Stück "Mehr" an Druckqualität und mit Enthusiasmus bei der Entdeckung neuer technischer Raffinessen dabei sind.

Daher lag uns das aktuelle Projekt "Besser drucken auf "Recyclingpapier" besonders am Herzen, und die Zusammenarbeit mit printproud bot die passende Möglichkeit, unser Ergebnis zu präsentieren.

 

Nachhaltigkeit braucht keine Kompromisse

Immer mehr Kunden fordern Nachhaltigkeit und wollen nachhaltige Printprodukte herstellen. Oft steht dieser Wunsch dem Bedenken gegenüber, dass die Ergebnisse auf den "Altpapieren" nicht zufriedenstellend sind. Hochwertig steht dem Begriff Nachhaltig oft entgegen. Doch das muss nicht sein. Vielmehr müssen einfach nur definierte Stellschrauben bewegt und einige Details beachtet werden, um auch mit Recyclingpapieren wertige und beeindruckende Druckprodukte zu produzieren.

Welche Probleme gibt es beim Druck auf Altpapier?

Recyclingpapiere haben unterschiedliche Färbungen. Die Oberflächen sind oft nur leicht gestrichen, manchmal nur geglättet, meist ganz naturbelassen. Die beiden vorhandenen Farbprofile allein können diese Eigenschaften nicht abbilden. Die Farbproofs können das Druckergebnis somit nur unzureichend vorhersagen. Die Aufgabe bestand darin, zu klären, wie man bestmögliche Ergebnisse im Druck erzielt und gleichzeitig im Vorfeld aber auch verlässliche Farbproofs erhält.

Was haben wir uns erarbeitet?

Durch das Einteilen aller Recyclingpapiere in werteähnliche Gruppen, konnten wir zu jeder Gruppe die passenden Parameter und Richtwerte ermitteln. Jede Gruppe steht für Papiere innerhalb eines Farbspektrums und wir wissen, wie man die Druckdaten bestmöglich optimiert und vor allem wie man verlässliche Farbproofs im Vorfeld einer Produktion bekommt.

Für jede Gruppe haben wir uns definierte Parameter für den Standarddruck und den Druck mit Intensiv-Skalen erarbeitet. Jedes Profil können wir verlässlich proofen und das Druckergebnis gut voraussagen. Auch für den Druck auf ungestrichenen und gräulichen Oberflächen konnten wir ein respektables Kontrast- und Farbvolumen erreichen. Ein Vergleich mit dem Standard kann nicht angestrebt werden, einige Papiere kommen aber vom Farb- und Kontrastumfang in die Nähe von Bilderdruckpapier. Kunden empfehlen wir, Druckdaten in PSOcoated V3 zu liefern, um zu vermeiden, dass der vorhandene Farbumfang unbeabsichtigt reduziert wird.

Alle Papiere mit ihren Eigenschaften und der zugeordneten LJ-Papierklasse finden sich im Umwelt-Papierarchiv.

"Wir wissen, dass wir auf dem Altpapier nicht den vollen Farbumfang erreichen, aber das Ziel hätten wir gern. Wir arbeiten daher am liebsten mit PSO coated V3 Daten."

(Thorsten Spinger, Druckvorstufe Colormanagement)

Ermittlung von Papiereigenschaften und Erstellung neuer Papierprofile

Grundlagenermittlung & Vorarbeit

Unser Team hat alle auf dem deutschen Markt verfügbaren Recyclingpapiere tabellarisch erfasst. Wir haben dann festgelegt, dass wir uns ausschließlich um die Materialien kümmern, die vollständig aus Altpapier bestehen. Alle Eigenschaften wie vorhandene Zertifikate und die drucktechnischen Eigenschaften wie Oberfläche, Papierfärbung und Anteil der optischen Aufheller wurden erfasst und in eine sortierbare Exceldatei übertragen. Danach wurden Gruppen gebildet, denn nicht für jedes Papier kann ein Farbprofil erstellt werden. Die messtechnische Auswertung sowie der optische Eindruck unter verschiedenen Lichtbedingungen führten zu 4 Gruppen. Mit jeweils einem Material daraus sollte weitergearbeitet werden.

Für die Arbeit an den Maschinen haben wir uns wieder den Colormanagement-Profi Mario Drechsler eingeladen. Mit seiner Hilfe in den letzten Jahren haben wir über alle Abteilungen, vom Drucksaal über die Druckvorstufe bis in die Sachbearbeitung und den Vertrieb, ein breites Wissen über Farbkontrolle aufgebaut und halten unsere Technik auf den immer neusten Stand.

Tag 1: Druck im ISO-Standard

Druck einer linearen Testform eines Papieres aus jeder Farbgruppe nach ISO-Standard und Festlegen der "Nass-Werte" und Farbkontraste, Auswertung von CIE-Lab Farborten und Dichten, anschließendes Überprüfen der Zuwachskurven und der Spreizung. Danach galt es die Testelemente auszuwerten, zu kategorisieren und Korrekturkurven zu erstellen. Im Anschluss erfolgte ein weiterer Andruck der erstellten Profiltestform zur Druckprüfung und Farbprofilerstellung und deren erneute Auswertung.

Tag 2: Druck mit Intensivskalen

Unser besonderes Steckenpferd, der Druck mit hochpigmentierten Farben, muss immer mit dabei sein! Die im PSO vorgegebenen Tonwertzunahmen und den daraus abgeleiteten Volltonfärbungen, müssen weltweit umgesetzt werden. Daher reizen sie die technischen Möglichkeiten nicht aus, erst recht nicht die speziellen jeder Papieroberfläche. Wir ziehen den Farbauftrag hoch, mehr Farbe ergibt mehr Farbumfang und bessere Druckergebnisse! Das Vorgehen dafür entspricht dem im ISO-Standard an Tag 1.

Tag 3: Workflowparameter definieren

Die Definition und Berechnungen des Workflows für PDF Farbserverkonvertierung, jeweils für den 4C Standard und den Langebartels Plus-Standard mit Intensiv-Skalen jeweils für alle vier Papiergruppen. Hierzu erfolgte die Erstellung von DeviceLink-Profilen, das Einrichten von PDF-Verarbeitungs-Queues auf dem Farbserver und das Konvertieren einer Testform über den Colorserver.

Tag 4: Einrichten von Farbproof-Workflows

Die Farbproof Definitionen wurden ebenfalls für alle vier Papiergruppen nach ISO-Standard und nach »Langebartels Haus-Standard« mit Intensivskala definiert. Die Druckkennlinien (TWZ-Korrektur) wurden überarbeitet, dann ein weiterer Drucktest und feine Korrekturen.

Unsere Ergebnisse: Wir konnten vier Papiergruppen definieren

LJ Recycling white uc

LJ Recycling natural uc

LJ Recycling grey uc

LJ Recycling special XC

Innerhalb ihrer Klasse ähneln sich die Recyclingpapiere, aber im Klassenvergleich unterscheiden sie sich deutlich. Für jede Gruppe haben wir uns definierte Parameter für den Standarddruck und den Druck mit Intensiv-Skalen erarbeitet. Jedes Profil können wir verlässlich proofen und das Druckergebnis gut voraussagen. Auch für den Druck auf ungestrichenen und gräulichen Oberflächen konnten wir ein respektables Kontrast- und Farbvolumen erreichen. Wir kennen jetzt die Eigenschaften der Papiere und können entsprechend den Ansprüchen Empfehlungen aussprechen.

Wer ist Super Mario?

Mario Drechsler ist der Fachmann, wenn es um Colormanagement, Farbprofile, Intensivskalen und effizientere Druckergebnisse geht, wenn einem der Standard nicht reicht.

Langebartels+Jürgens hat bereits mit seiner Expertise erfolgreich die Projekte Finest Coated Printing und Finest Uncoated Printing realisiert. Bei unserem Projekt Besser Drucken auf Recyclingpapier war Mario als Berater und Wegweiser mit seinem technischen Fachwissen der erste Mann.

Seit 2001 betreut und schult er mit seiner Firma HighEnd Media Druckereien, Agenturen und Verlage im Colormanagement und stellt mit seinem Fachwissen ein Bindeglied zur Produktion dar.